Ein schwarzer Teppich für Klugheim

Immersion

21. Januar 2016

Ein schwarzer Teppich für Klugheim

In der Themenwelt entsteht eine Landschaft aus dunklen Pflanzen

Im Schatten der Achterbahnen Taron und Raik hat ein seltenes Gras den Lebensraum in Klugheim erobert. Der schwarze japanische Schlangenbart sprießt aus dem fruchtbaren Lavaboden der neuen Themenwelt und legt den Giganten aus Stahl einen schwarzen Teppich aus Blättern zu Füßen. Er ebnet aber auch den Weg für weitere Exoten, die mit ihrem roten Laub die Flora Klugheims gleichsam ungewöhnlich wie wunderschön erscheinen lassen.

Tatsächlich ergibt sich ein beeindruckendes Bild aus dunkler Flora am Boden und dunklen Schienen am Himmel. „Diese sehr spezielle Themenwelt brauchte natürlich auch eine sehr spezielle Pflanzenauswahl“, betont Michael Jost, Gartendesigner im Phantasialand. „Deshalb haben wir nur schwarz- oder rotblättrige Pflanzen ausgewählt. Das gab es bisher noch nirgendwo.“

Wie einem naturgegebenen Plan folgend, schlängelt sich der Schlangenbart durch die Landschaft Klugheims und setzt mit seinem einzigartigen Charakter zunächst nur zurückhaltende Akzente. Doch je zahlreicher das Gras in Erscheinung tritt und der Erde entwächst, desto offensichtlicher wird seine Symbiose mit den anthrazitfarbenen Schienen, den rustikalen Holzhäusern und der eindrucksvollen Felsenlandschaft. „Obwohl das Gras die kleinste Pflanze ist, spielt es in Klugheim die größte Rolle“, sagt Michael Jost.

Die Staude, die aussieht wie ein Gras, stammt ursprünglich aus Ostasien. Dort hat sie über die Jahrzehnte ihre DNA an das raue Klima im Mittelgebirge angepasst und sich so ein dauerhaftes Habitat an wilden Flüssen und Wäldern gesichert. „Sie ist bei uns eher unbekannt, aber wir wollten hier unbedingt etwas Besonderes schaffen und die Besucher damit auch ein Stück weit überraschen“, verrät Michael Jost.

Die Suche dauerte mehrere Monate

Der Gartendesigner musste seine Kontakte zu Baumschulen in ganz Europa bemühen, um in der unendlichen Vielfalt an Pflanzen einen Exoten aufzuspüren, der den besonderen Qualitätsansprüchen entspricht. Über mehrere Monate hinweg durchforsteten er und sein Team Lexika, arbeiteten sich wie Detektive durch Fachzeitschriften. „Die Blattfarbe sollte rot oder schwarz sein, es sollte auch im Winter die Farbe behalten und sowohl in der Sonne als auch im Schatten gedeihen. Wichtig war auch, dass es im Sommer nicht plötzlich rosa blüht“, erklärt er die komplexen Anforderungen.

Mit jeder weiteren Seite, jedem weiteren Besuch einer Baumschule wurden die Pflanzen, die für Klugheim in Frage kamen, weniger. Bis er schließlich auf den lateinischen Namen Ophiopogon planiscapus Niger stieß – der schwarze Schlangenbart war gefunden.

Sein zart violett schimmerndes Schwarz fügt sich perfekt in die neue Themenwelt ein und ist eine zusätzliche farbliche Komponente, die mit dem Anthrazit der Schienen und dem gräulichen Basalt der Felsen zu verschmelzen scheint. „Diese Pflanze hat den gleichen Glanz wie die Schienen von TARON. Dadurch wird der mächtige Stahl in gewisser Weise mit den zarten Blättern der Pflanze verbunden“, erklärt Michael Jost. Beinahe wirkt es so, als wäre dieses Gras speziell für Klugheim gewachsen.

Dem Botanik-Experten war es besonders wichtig, dass die Ursprünglichkeit dieser außergewöhnlichen Laune der Natur bei der Bepflanzung in Klugheim erhalten bleibt: „In Klugheim entsteht kein Garten, sondern eine richtige Landschaft. Das hat eine sehr beeindruckende Wirkung, denn so sieht man es ja auch in der Natur. Dort kommt der Schlangenbart auch in großer Menge auf einer Fläche vor.“ Über 20.000 Exemplare setzen er und sein Team in das Lavasubstrat, das mit vielen Lkw-Ladungen extra aus der Vulkaneifel geholt wird.

Besondere Voraussetzungen in Klugheim

Das einmalige Zusammenspiel aus dem Stahl der Achterbahnen und Pflanzen erfährt in einer anderen Ebene seine Fortsetzung. Denn neben dem violetten Schwarz des Grases erweitern die Lambertsnuss und eine veredelte Blutbuche die Farbenwelt Klugheims um ein kräftiges Rot. „Die Lambertsnuss ist ein Birkengewächs und wird fünf bis sechs Meter hoch. Die Buche toppt das nochmal mit ihren 8,50 Metern“, stellt Michael Jost die weiteren Exoten der neuen Themenwelt vor.

Neben botanischer Kreativität brauchte der Pflanzenexperte in Klugheim vor allem auch einen Sinn für ganz praktische Planung. Denn wo sich auf engstem Raum Schienen kreuzen, Holzhäuser aneinander stehen und sich Felsen in die Luft erheben, muss natürlich auch noch genug Lebensraum für die Pflanzen übrig bleiben. „Neben dem Schlangenbart, der Lambertsnuss und der Blutbuche haben wir auch den neuseeländischen Flachs in Klugheim. Der braucht viel Sonne, darf also nicht im Schatten der Lambertsnuss stehen. Die wiederum darf nicht an Stellen stehen, an denen sie in den Schienenverlauf hineinragen könnte“, erläutert Michael Jost die Schwierigkeiten.

Ein bisschen skeptisch sei er am Anfang zwar schon gewesen, was die ungewöhnliche Auswahl der Bepflanzung betrifft. Schließlich kann er normalerweise aus einer schier unendlichen Vielfalt und Fülle an Farben schöpfen und daraus eine bunte Themenwelt entstehen lassen. Das war dieses Mal anders. „Die Herausforderung war, eine lebendige Landschaft mit diesen dunklen Pflanzen zu erschaffen. Das ist uns gut gelungen. Es ist eine ungewöhnliche Bepflanzung, aber eine äußerst schöne.“

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