Mit Hammer und Amboss

Immersion

13. Mai 2016

Mit Hammer und Amboss

Das flackernde Feuer des Ofens spiegelt sich in seinen Augen, als der Schmied den rot glühenden Metallstab auf den Amboss legt. Mit kräftigen Hieben biegt er den heißen Stahl, Hammerschlag um Hammerschlag hallt in klirrenden Tönen durch den Raum. Als er den Stab in ein Holzfass mit kaltem Wasser taucht, steht ihm die Hitze des glühenden Metalls und seiner schweißtreibenden Arbeit ins Gesicht geschrieben. Es zischt und blubbert in tausend Bläschen, bis das Wasser den Stahl abgekühlt hat. Dann hakt der Schmied den Stab in eine Biegevorrichtung und dreht mit reiner Muskelkraft eine kunstvolle Spirale in das schwere Metall…

Was scheint wie eine Reise in die Vergangenheit, ist tatsächlich ein Besuch im Münsterland:
Wir sind in der Firma Robers und erleben die Fertigung einer Leuchte für die neue Themenwelt Klugheim. Hier entstehen Leuchten mit Charakter – und zwar so wie sie schon vor Jahrhunderten gefertigt wurden. Jedes Einzelstück wird von Hand geschmiedet und geschweißt, geformt und verziert. „Wir produzieren nichts auf Vorrat, jedes Element ist ein unverwechselbares Unikat“, sagt Alexander Robers, Geschäftsführer des Familienbetriebs aus Südlohn, während der Schmied schon den nächsten Stahlstab im 500 Grad heißen Ofenfeuer zum Glühen bringt.

„Feuer und Zunder auf der Oberfläche des Metalls erzeugen eine Ausstrahlung, ein Gefühl, das nur in echter Handarbeit hergestellt werden kann. Dazu muss man Schmied sein“, schwärmt Alexander Robers, selbst gelernter Metallbauer, von seinem Handwerk. „Dadurch, dass wir in dieser traditionellen Fertigung dennoch in der Lage sind, Einzelstücke in großer Menge zu produzieren, kann man fast sagen, dass wir ein seltener Nischenbetrieb sind“, berichtet er.

Mit allen Ecken und Kanten

Das macht Robers-Leuchten zum optimalen Partner für Klugheim. Denn in der neuen Themenwelt werden gut 275 verschiedene Leuchten zum Einsatz kommen, die alle ihren ganz eigenen Charakter haben müssen. „Unser Designer hat zehn Modellfamilien entworfen, die zwar pro Familie einen ähnlichen Look haben, aber dennoch sollen sich alle Leuchten voneinander unterscheiden. Wir wollen, dass jede einzelne Leuchte das ursprüngliche Wesen Klugheims individuell transportiert“, erklärt Markus Fuchs, Projektleiter der Lichttechnik des Phantasialand. „Und da es früher keine industrielle Massenfertigung gab, kommen für uns nur handgefertigte Einzelstücke in Frage.“

Markus Fuchs ist derjenige, der die Entstehung der Beleuchtung für Klugheim in allen Einzelheiten begleitet. Er hat inmitten der faszinierenden Felsenlandschaft ausgearbeitet, wie viele Leuchten für ein stimmiges Lichtkonzept benötigt werden und welche Funktionen diese erfüllen müssen. Ob sie eher dekorativen Charakter haben oder beispielsweise als Notbeleuchtung fungieren müssen. Auf Basis dieser Angaben hat unser Designer viele detaillierte Konzeptzeichnungen erstellt, die die Firma Robers nun Wirklichkeit werden lassen soll – und zwar mit allen Ecken und Kanten. Denn die sind in Klugheim explizit gewünscht: Je mehr individuelle Merkmale die Lampe hat, desto besser. Da darf ruhig mal eine Kante unregelmäßig sein oder eine Kerbe im Metall auftauchen.

Bei der gemeinsamen Begutachtung eines Prototyps wird deutlich, was das für die Schmiede der Firma Robers bedeutet. Aufmerksam prüft Markus Fuchs die Leuchte, die später im Anstellgang von Taron ihren Platz finden soll. Er untersucht die Proportionen von Lampenschirm und Körper, legt die Positionen der Schrauben fest und befindet abschließend: „Die Optik kann gerne etwas ungleichmäßiger sein.“

Wie die hölzernen Bauten, die schroffen Felsen und die gepflasterten Wege sollen auch die Laternen erkennen lassen, dass jede einzelne von ihnen für eine ganz spezifische Position und Funktion erstellt wurde. Eine Lampe am Bahnhof von Taron darf nicht einfach nur eine simple Kopie einer Lampe in einem verwinkelten Dorfweg sein. Erst in ihrer Einzigartigkeit passen sie perfekt zur individuell gestalteten Welt von Klugheim und können diese mit Licht und Leben füllen.

Geschäftsführer Alexander Robers nickt zustimmend, auch wenn gerade dieses Detail besonders kompliziert umzusetzen ist. „Es kann recht knifflig sein, eine Leuchte zu fertigen, die nicht ganz symmetrisch und glatt sein soll“, erklärt er. „Jeder Leuchte trotz des gleichen Aufbaus und Schnittmusters einen eigenen Charakter zu verleihen, erfordert eine gewisse Kunstfertigkeit. Das lässt sich nur in konzentrierter Handarbeit umsetzen.“

Flackernde Gaslaternen in finsterer Nacht

Eine ähnliche Kunstfertigkeit ist gefragt, wenn die Leuchten nach dem Schmieden feuerverzinkt zu den Malern kommen. Denn dann erstrahlen sie in einem hellen Silbergrau – für Klugheim eine viel zu moderne Optik. Deswegen patiniert die ehemalige Fotogravurzeichnerin Jutta Osterholt das Metall und lässt die Leuchte im wahrsten Sinne des Wortes alt aussehen. In enger Absprache mit Markus Fuchs sprenkelt sie verschiedene Grautöne kunstvoll mit Pinsel und Schwamm auf den glänzenden Rohling, setzt ein paar rötliche Akzente. Gewünscht ist eine Farbgebung, die die kraftvolle Aura der dunklen Basaltberge und des naturverbundenen Dorfes widerspiegelt. Ein Look, der jeder Lampe eine ganz eigene Geschichte gibt. Immer wieder muss sie die Farben und die Maserung korrigieren, bis ein Farbmuster entwickelt ist, das sich wirklich authentisch in die Welt von Klugheim einfügen lässt. Ein Muster in 275 Variationen – denn auch in der Patinierung wird jede Leuchte zum charaktervollen Einzelstück.

Dann fehlt nur noch eines: das Licht. Im letzten Arbeitsschritt werden die Elektrik installiert und die Glühmittel eingesetzt. Für Markus Fuchs ist dabei vor allem die Erzeugung der richtigen Lichtstimmung essentiell. Denn Klugheim spiegelt eine Zeit weit entfernt von Industrie und Hightech wider, wo flackernde Gaslaternen und schummriges Kerzenlicht den Weg wiesen durch die finstere Nacht. Um dieses Ambiente in seinem Lichtkonzept zum Leben zu erwecken, wählt der Lichtdesigner die Glühmittel in einem warmen Ton aus. Leicht ins gelbliche gehend und nicht zu aufdringlich für eine Lichtstimmung zwischen behaglich und geheimnisvoll.

Geschäftsführer Alexander Robers freut sich schon sehr darauf, wenn seine Kunstwerke Klugheim in dieses stimmungsvolle Licht tauchen werden: „Über die letzten gemeinsamen Projekte wie Black Mamba oder Chiapas ist der Anspruch des Phantasialand, individuellere Lösungen zu finden, immer größer geworden. Man will sich abheben von anderen Parks auf der Welt. Wir denken jedes Mal, das können die gar nicht mehr toppen, da kann gar nicht mehr geschaffen werden – aber dann kommt so etwas wie Klugheim. Wenn ich das sehe, muss ich sagen, so etwas gibt es auf der ganzen Welt nicht. Da ist man froh, wenn man dabei ist.“

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